Ergebnisse der Kartierung des Sortenerhaltungsprojekts „Apfel.Birne.Berge“ liegen vor
Im Rahmen des Sortenerhaltungsprojekts „Apfel.Birne.Berge““ wurde auch 2020 im Landkreis Weilheim-Schongau nach alten Apfel- und Birnensorten gesucht. Der Pomologe (Obstsortenkundler) Georg Loferer hat nun die Ergebnisse dieser Kartierung vorgestellt. Die seltenen, regional auftretenden Sorten sollen nach ersten Verwertungstests in einem Sortenschaugarten im Landkreis für kommende Generationen erhalten werden. Wo genau dieser angelegt wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Die Kartierung fand bereits zum fünften Mal nach den Jahren 2015 bis 2018 statt.
Das Projekt mit dem Untertitel „Alte Obstsorten im oberbayerischen Alpenvorland“ hat sich die Rettung und Pflege alter Apfel- und Birnensorten zum Ziel gesetzt. Der Landkreis Weilheim-Schongau ist neben weiteren oberbayerischen Landkreisen Mitträger. Loferer und die Kreisfachberater für Gartenkultur besuchten dafür mehr als hundert Obstgärten zwischen Berchtesgaden und Weilheim. Sie erfassten dabei rund 250 relevante Bäume: Früchte, deren Sorten nicht vor Ort bestimmt werden konnten, wurden im nächsten Schritt am Kompetenzzentrum Obstbau am Bodensee (KOB) von den Pomologen Hans-Thomas Bosch und Fritz Eckhart unter die Lupe genommen. Sehr seltene Sorten – wie etwa der „Börtlinger Weinapfel“ oder der „Lange grüne Gulderling“ – konnten dabei identifiziert werden.
Bei einigen Sorten waren jedoch auch die Spezialisten am KOB ratlos. Daher schickten die Wissenschaftler Blattproben an ein Schweizer Labor, um mit Hilfe genetischer Fingerprints den Sorten auf die Spur zu kommen. So konnte unter anderem die seltene Apfelsorte „Himbsels Rambur“ an Standorten im Landkreis Weilheim-Schongau nachgewiesen werden. Diese stammt vermutlich aus Schwaigen bei Murnau. Manche andere blieben dagegen unerkannt: Gerade bei alten Birnensorten, von denen noch viele mächtige Altbäume an alten Hofstellen existieren, ist das Sortenwissen in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen.
Nicht alle Sorten sind in Gendatenbanken erfasst. Meist handelt es sich um hervorragend an das Voralpenklima angepasste, mächtige Wirtschaftsbirnen. Sie sind zum Frischverzehr zwar wenig geeignet, umso mehr jedoch zur Herstellung von Birnenbrand oder „Kletzn“ (Dörrobst) oder anderen Obstprodukten. „Die Sortenvielfalt in den Obstgärten ist noch immer groß. Noch sind längst nicht alle Schätze geborgen“, sagte Eva Bichler-Öttl, Projektmanagerin des Biodiversitätsprojektes „Apfel.Birne.Berge“. Was verloren gehe, so Bichler-Öttl, sei jedoch das Wissen um die Sorten und ihre Verwendungsmöglichkeiten.
Bei der Kartierung wurden zudem rund hundert unbekannte bzw. seltene Apfel- und Birnensorten entdeckt. Dazu gehören zehn unbekannte Sorten im Landkreis Weilheim-Schongau, konkret in den Gemeinden Wessobrunn-Forst, Böbing und Wildsteig. Zusammen mit weiteren 150 im Vorjahr nachgezogenen Sorten werden sie in den kommenden Jahren großgezogen. Im Herbst 2023 soll dann eine Auswahl der seltenen Regionalsorten in einem Sortenerhaltungsgarten gepflanzt werden. Die Planungen der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Weilheim-Schongau mit den involvierten Akteuren laufen bereits auf Hochtouren.
Wer einen ihm unbekannten Apfel- oder Birnbaum im Garten hat, kann Hans-Joachim Bannier, einem der deutschlandweit führenden Experten für alte Obstsorten, im „Boschnhaus“ in Vagen (Landkreis Rosenheim) am 22. November 2021 von 18 bis 21 Uhr Fruchtproben zur Bestimmung vorlegen. Eine Fruchtprobe besteht aus fünf bis zehn unversehrten, reifen Früchten aus der oberen Baumkrone. Sie muss bis zur Bestimmung kühl und luftfeucht gelagert werden. Früchte, die nicht so lange halten, können per Post an das Kompetenzzentrum Obst am Bodensee zur Bestimmung versendet werden.
Weitere Informationen zur Sortenbestimmung, zu Kursen und zum Projekt sind unter www.apfel-birne-berge.de zu finden.
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